Kataloge

Katalog 2008, Texte von Christian Schaeffer, Freiburg und Barbara Heinrich
Katalog 2001, Texte von Christoph Meckel und Viola Blankenburg

Aus dem Katalog:

Stille Post für E. E. - „Ich bin nicht definiert.“

Das in der Kunst Gemachte wird immer häufiger gehandhabt von Leuten, die überzeugt sind, von draußen in die Sache einsteigen zu können. Es wird moderiert, lektoriert, definiert, in irgend einem Interesse gestylt und verfälscht, in mediengerechtes Design verpackt, von Erklärungsgetrampel halb totgetreten (es wird viel Lärm gemacht, sagt Jubal, der Tagdieb, kein Ding behält den eigenen Wert) und wenn das nicht gelingt, sich selbst überlassen. Beim sehen von Bildern braucht man Zeit, diese Zeit scheint zu fehlen. Die Beurteilung kommt wie die Fliegenklatsche, man hat das Ding und weg damit.
Ich bin nicht definiert, lautet ein Gedichtsatz der hebräischen Lyrikerin Maia Berejano. Er kommt aus der Gegenrichtung, Entschiedenheit macht ihn hell. Er kann für Elisabeth Endres gelten, beim Flüsterspiel „Stille Post“ in ihr Ohr gesagt, dann besitzt sie den Satz und kann ihn sagen, aber das tun die Bilder für sie. Das drückt ihr O.T. ohne Titel – aus, es zeigt, dass das Bild sich selbst gehört, auch wenn sein Grundgeschehen aus Literatur kommt, zum Beispiel aus Gertrud Kolmars Versmusik, in deren Magie die Malerin sich erkennt.

Elisabeth Endres ist eine Malerin allein. Sie gehört in keinen Zusammenhalt, lebt in der Provinz und in der Welt, weiß, was sie erfahren hat und was sie dort macht. Der Zweifel bleibt stärker als alle Gewissheit, und nimmt in der Dunkelheit zu. Stille ist eine Voraussetzung ihrer Arbeit, ihr Privatbesitz, ihr Luxus, sie kann nicht anders. Ich würde gerne im Schlaf aus dem Haus gehen und singen sagt Jubal, aber ich kann es nicht. Gewalt und Stille sind Merkmale ihres Werkes, es sind viele mehr, aber was macht man mit dem Wort Schmerz. Das wissen die Bilder.

Tafel, große Formate, kompakte Volumen. Was sie sind oder zeigen ist nicht zu behaupten, nicht zu beweißen. Man kann es sich selbst und anderen erzählen, da hat man wieder die „Stille Post“. In Höhlen der Zeit bewegt sich ein Geistergeschehen, in unbewohnbaren Räumen, Spitälern, Schreinen, auf Schauplätzen ohne deja-vu. Dort hinein sind menschliche Gestalten verstrickt, und ein paar Tiere, deutlicher offenbart. Peinture erscheint großzügig, schwer und warm (mit Schwarzgalle angerührt, sagt Jubal, der etwas von Bildern weiß, aber was) und enthält Licht auf andere Weise, wie Raureif im Zwielicht, wie Weiße Nacht und manchmal ein Leuchten, das den Limbo erhellt, wer weiß warum.