Ornament und Versprechen
"Three New Ones": Elisabeth Endres, Marc Michel und Ulrike Weiss bei Post Fine Arts in Freiburg
…Die schwebend poetische Note, die Ulrike Weiss`transparente Arbeiten interessant macht, erfährt in den Arbeiten von Elisabeth Endres eine zwingend existentielle Dimension. „Ausgrabungen“ nennt die Künstlerin ihre Bilder. Das Thema Zeitlichkeit und Erinnerung ist ihren Serien auf gleich mehreren Ebenen eingeschrieben: der des Materials – Endres malt auf vorgefundenen Bildgründen, etwa historischen Ausstellungskatalogen, vergilbtem Lösch- und Transparentpapier-, der des Motivs – mit Vorliebe kombiniert sie nostalgische Alltagsgegenstände mit kunsthistorischen Zitaten – und der biographischen Ebene. Das Thema Kindheit und kindliche Verletzung gewinnt in Endres´surreal-archetypischer Figurensprache eine geradezu zwingende Präsenz. Die mit Bienenwachs beschichteten honigfarbenen Hintergründe und die palimpsestartig durchscheinenden transparenten Zeichnungen tragen zur alptraumhaften Atmosphäre dieser Bilder bei, die eine ganz eigene verstörende Ikonographie vorführen. Nie wird das Ornament – auch hier von nicht geringer Bedeutung – zum dominanten Bildmittel, das verhindert schon Endres` Hang zur Reduktion. Eine in unserer Region beachtliche Künstlerin, deren Verstörungspotential sich auch in den letzten Jahren nicht abgenutzt hat…
(Badische Zeitung 2011, Kultur)
Stefan Tolksdorf